Skateboard-Pionier, Lehrer, Unternehmer, Entrepreneur des Jahres, Referent, Stiftungsgründer und Jugendlobbyist. Das zeigt den facettenreichen Werdegang von Titus Dittmann, der oft als „Vater der deutschen Skateboard-Szene“ bezeichnet wird. Anlässlich eines von grenke unterstützten Vortrags zum Thema „Mut ist, wenn man’s trotzdem macht“ am KIT in Karlsruhe stand er unserem Redaktionsteam im Rahmen eines exklusiven Interviews Rede und Antwort.
Herr Dittmann, was raten Sie jungen Menschen bei der Studien- und Berufswahl?
Da halte ich es mit Konfuzius, der sinngemäß gesagt hat: „Such dir einen Job, den du liebst, und du wirst nie wieder arbeiten müssen!“ Bei dieser Entscheidung sollten sich junge Menschen also davon leiten lassen, wofür ihr Herz brennt und wo sie all ihre Talente mit Begeisterung einbringen wollen. Ein solcher Weg wird viel Zufriedenheit und die richtige Work-Life-Balance mit sich bringen.
Sie sind einer der Vorzeige-Gründer in Deutschland. Warum hinkt Deutschland bei der Gründungsquote immer noch hinterher?
Aspekte wie Bürokratie & Co. einmal außen vorgelassen ist das für mich vor allem eine Frage des Gründer- oder Unternehmergeistes. Den geben wir unseren Kindern durch die permanente Fremdbestimmung einfach nicht mehr mit. Nur in selbstbestimmten Freiräumen ohne Vorgaben oder Steuerung der Eltern können Kinder den Dingen mit intrinsischer Motivation nachgehen, für die sie sich begeistern. Sie tragen die Verantwortung, wenn’s schiefgeht und lernen aus Fehlern. Das alles bildet eine gute Grundlage für Unternehmergeist. Aber Freiräume sind heute weitestgehend Fehlanzeige, und Überbehütung bildet keine Unternehmertugenden aus.
Welche Charakteristika muss ein Gründer aus Ihrer Sicht mitbringen?
Er muss vor allem ein brennendes Herz für seine Idee, also Begeisterung haben. Dazu Leistungsbereitschaft, Fokussierung, Biss und Ausdauer bzw. Frustrationstoleranz. Alles „Tugenden“, die man z.B. beim Skateboarden sehr gut selbstbestimmt lernen kann. Nur so kann ich ein Business pushen. Know-how in BWL ist in meinen Augen zweitrangig.
Ende der 90er Jahre ist Ihr Unternehmen in die Krise geraten. Wie haben Sie es da wieder rausgeschafft und den Neubeginn gewagt?
Der Schlüssel dazu war, die Angst zu besiegen. Angst vor Verlust von Ansehen oder materiellen Dingen. Dadurch wurden meine Frau und ich frei, konnten die Banken überzeugen und mit dem richtigen Drive eine erfolgreiche Sanierung einleiten.
Mit Ihrer Stiftung skate-aid unterstützen Sie weltweit Projekte. Auch grenke engagiert sich vielfältig gesellschaftlich. Was ist Ihre Motivation?
Als Pädagoge, der ich nun mal auch bin, liegen mir die „pubertierenden Rotzlöffel“ sehr am Herzen. Sie bei ihrer Entwicklung zu selbstbestimmten Persönlichkeiten zu unterstützen, damit sie souverän durchs Leben gehen können, treibt mich an. Das Skateboarden ist dafür ein fantastisches pädagogisches Werkzeug. Und damit macht meine Hilfsorganisation skate-aid Kinder stark, ob in Syrien, Ruanda oder in Deutschland, wo wir im Projekt „Skaten statt Ritalin“ Kindern mit ADHS helfen. Dafür brennt mein Herz als Anstifter und Social Entrepreneur.
Vielen Dank für das Interview, Herr Dittmann.
Foto: © Rieke Penninger